Gegen den Ausverkauf der Stadt!
Für den Erhalt der Hermannstraße 48
Wie? Wo? Wer?
Was (ist) passiert?

Unser Haus wurde verkauft!
Was für ein Schock! Anfang diesen Jahres haben wir erfahren, dass die Hermannstraße 48 verkauft wurde. Mit Blick auf die Entwicklung im Schillerkiez (und in ganz Berlin) der letzten Jahre, wissen wir sehr genau: Das kann nichts Gutes heißen!
Verdrängung, Aufwertung und Immobilien-Spekulation zerstören schon seit Jahren massiv unsere Nachbarschaft.
Die Gentrifizierung ist nun also auch bei uns Zuhause angekommen.
Was heißt das für uns? Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen, Luxussanierungen, Kündigungen und derlei Grauen mehr machen uns Angst.
Aber auch Wut!
Und wir sind nicht allein, wir setzen uns zur Wehr, wir bleiben alle hier!
Auf unserer Website informieren wir über unseren Kampf und unsere Geschichte. Hier erfahrt ihr, wer wir sind, was wir wollen und wie ihr uns unterstützen könnt.
Wer sind wir & was wollen wir?


Unsere Hausgemeinschaft
In der Hermannstraße 48 wohnen und arbeiten über 140 Menschen – und das teilweise schon seit Jahrzehnten. Familien, Einzelpersonen und Groß-WGs sind hier Zuhause. Es gibt verschiedene Gewerbetreibende: eine Holzwerkstatt, einen Friseursalon, Schlosser/Schuhmacher und Therapiestätten.
Unsere Mieter:innengemeinschaft ist ein Neuköllner Kiez-Querschnitt: Renter:innen, Kinder, Student:innen, lohnarbeitende und arbeitslose Personen, Selbständige, Künstler:innen und Handwerker:innen. Hier leben Flint* (Frauen, Lesben, intersexuelle, nicht binäre und Transpersonen) und BIPoC (Black, Indigenious, People of Color) Gruppen, Menschen, die behindert sind und von der Gesellschaft behindert werden sowie Menschen, die sich eine Mieterhöhung schlichtweg nicht leisten können.
Für diese, aber auch für uns alle ist die Hermannstraße 48 unser Zuhause und Schutzraum.
Wir leben und arbeiten gerne hier und wollen das auch weiterhin. Bezahlbaren Wohn- oder Gewerberaum wird in dieser Gegend wohl niemand von uns mehr finden.
Neben den Wohnungen und Gewerben ist hier auch der solidarisch finanzierte Projektraum zuhause, der von verschiedenen Initiativen und Gruppen verwaltet wird und für Vorträge, Filmvorführungen, Diskussionen u.v.m. genutzt wird. Hier trifft sich auch die Hausgemeinschaft regelmäßig zum Kickern und Quatschen. (Wenn nicht gerade Pandemie ist, versteht sich.)
Der Projektraum ist ein wichtiger politischer Vernetzungsort im Kiez. Wir müssen nicht erwähnen, dass auch solche Räume in Berlin Mangelware geworden sind.

Unsere Forderungen*
Wir fordern vom Bezirk, alles zu tun, um den Verkauf zu verhindern und den generellen Ausverkauf unserer Stadt an Immobilienspekulant:innen einzudämmen!
- Wir wollen, dass die Verwaltung des Bezirks Neukölln das Vorkaufsrecht durchsetzt!
- Wir wollen, dass der Kaufvertrag durch einen gemeinwohl-orientierten Dritten übernommen wird!
- Wir fordern von den Politiker:innen des Bezirks und der Stadt Berlin, sich dafür einzusetzen, bezahlbaren Wohnraum für alle hier Lebenden langfristig sicherzustellen.
- Für einen lebendigen, solidarischen und bunten Kiez!
*Update
Wir haben es geschafft! Der Bezirk hat das Vorkaufsrecht Ende Februar zu unseren Gunsten ausgeübt!
Wir selbst sind die glücklichen Drittkäufer*innen und möchten unsere Häuser gemeinsam mit dem Mietshäuser Syndikat selbst verwalten und sie dem Immobilienmarkt für immer entziehen.
Leider müssen wir uns noch gedulden, bis wir den Kaufvertrag wirklich unterschreiben können. Die ursprüngliche Käuferin und auch die Verkäuferin haben Widerspruch beim Bezirk eingereicht. Im weiteren Verlauf könnte von ihnen auch eine Klage angestrengt werden.
Wir hoffen, dass sich Käuferin und Verkäuferin besinnen und auf weitere Rechtsmittel verzichten! Das kostet doch nur Zeit und Nerven. Und die Häuser sind bei uns in guten Händen.
H48 Stories
Bianca
Ich habe vor gut 4 Jahren mit meinen zwei Katzen in letzter Minute dieses kleine Refugium im Hinterhof der Hermannstrasse gefunden. Ich liebe den Blick aus meiner Küche und die Ruhe in meiner Wohnung, obwohl sie sich inmitten des Neuköllner Trubels befindet. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass keine Luxussanierungen auf uns zukommen und die Mieten erschwinglich bleiben - außerdem Blumen vor die Fenster und Grünfläche auf das Garagendach.
Kalle
Ich war früher verantwortlich für die Gepäckaufgabe bei der Deutschen Bahn. Seit der Wende bin ich in Rente und kümmere mich seitdem hier im Haus um Post und Pakete. Der Postbote hat schon meine Telefonnummer und ruft mich an, bevor er vorbeikommt. Oft bringt die Post Pakete dann direkt zu mir und ich kümmere mich, dass die Anwohner_innen davon Notiz bekommen. Ich kann auch immer weiterhelfen, wenn die Post mal bestimmte Personen im Haus sucht. Ich hoffe sehr, dass ich weiterhin in meiner Wohnung bleiben kann.
Holzwerkstatt Buhl und Kircher
Die Holzwerkstatt Buhl und Kircher arbeitet seit 19 Jahren im Fabrikgebäude vom Hermannshof. Wir fertigen in traditioneller Weise Möbel und Innenausbauten für Berlin und insbesondere für Neukölln und die umliegenden Bezirke. Seit der Inbetriebnahme unserer Hinterhoftischlerei in Neukölln, haben wir 15 Auszubildende zu Gesellinnen und Gesellen erfolgreich ausgebildet. Mit dem Gewerbehof und den dazugehörigen Wohnhäusern sind wir in guter Nachbarschaft verbunden. Wir hoffen sehr, dass unser Engagement für das traditionelle Handwerk auch im nächsten Jahrzehnt im Hermannshof weiter ausgeübt werden kann und unsere Arbeits- und Ausbildungsplätze für die Zukunft sicher bleiben.
ari
Ich bin vor zehn Jahren nach Berlin gezogen und wie so viele hier hängen geblieben. Nicht zuletzt, weil ich mich in meiner großen WG in der H48 so wohlgefühlt habe. Für mich sind in diesem Haus Freundschaften fürs Leben entstanden. Inzwischen wohne ich zwar alleine, aber der Hausnummer 48 bin ich treu geblieben. Es war ein Riesen Glück für mich, diese Wohnung zu bekommen und ich habe viel Liebe und Zeit in sie investiert. Ich wünsche mir, dass meine Nachbarschaft erhalten bleibt und alle hier bleiben können. Außerdem wünsche ich mir das Ende des Kapitalismus möglichst bald.
Arslan
Als die Tischlerei meines Vaters in Izmir komplett abbrannte, war mein ursprünglicher Plan nur für ein Jahr nach Deutschland zu kommen, um zusammen mit einem Freund das Startguthaben für den Aufbau eines neuen Tischlerbertriebs zu erarbeiten. Doch ich verliebte mich und lebte seit 1987 mit meiner Frau in der Hermannstrasse 48. Ich gründete eine GmbH für Beton-, Stahl-, Maurer- und Dachstuhlarbeiten und fand Büroräume direkt im selben Gebäudekomplex. Mein Arbeitsweg ist daher phänomenal kurz und führt nur die Treppe herunter, rüber in unseren zweiten Hinterhof, in das Fabrikgebäude. Ich wünsche mir, dass keine großen Umbrüche auf uns zukommen werden und ich mein Unternehmen abgeben kann, um zu meiner Pension auf Reisen gehen zu können.
Alex, Anne-Kathrin, Danae, Liria, Raven, Valentin
Wir sind vor Jahren in die Hermannstraße 48 gezogen und lieben sowohl die Ruhe im Hinterhof als auch den Trubel vorne an der Straße. Nachbarschaftlichkeit wird im Haus und zwischen den Häusern gelebt, auch wenn die Pandemie Feiern, Haustresen und Hoffeste gerade verunmöglicht. Als das erste und, etwas später, das zweite Kind auf dem Weg war, stand fest, dass wir weiterhin mit unseren Mitbewohner:innen in der WG leben möchten. Wir wünschen uns für die Häusergemeinschaft, dass wir alle dauerhaft in der H48 wohnen können - und dass wir gemeinsam bestimmen können, wie wir das tun!
Sevim
Ich bin 1972 mit 16 Jahren nach Deutschland gekommen und wohne schon seit 1982 in dieser Wohnung. Hier habe ich meine zwei Kinder großgezogen und freue mich sehr, dass meine Enkelkinder jetzt so oft zu Besuch kommen. Ich lebe sehr gerne hier im Kiez. Wenn ich auf die Hermannstrasse, in die Bäckerei oder Einkaufen gehe, dann kenne ich überall Leute. Viele meiner Freunde und Freundinnen wohnen hier in der Umgebung, deswegen ist es mir sehr wichtig weiterhin hier leben zu können.
Konni
Ich bin gelernter Tischler und habe meine Wohnung komplett selber gebaut und renoviert. Als ich hier einzog, war die ziemlich heruntergekommen, ich musste erst mal unter mehreren Schichten Tapete alte NS-Zeitungen als Untertapete von den Wänden kratzen. Seit dieser Zeit vor über 30 Jahren wachsen auch meine Pflanzen. Einmal in den 90ern legte ein Brand die Stromversorgung Teile des Hauses für einige Tage lahm und ließ eine eindrucksvolle Stimmung im Haus entstehen: In allen Fenstern brannten Kerzen und auch einige Nachbar_innen kamen bei mir zum Kochen vorbei, weil ich einen stromunabhängigen Gasherd besaß. Heute freue ich mich über den Haustresen, über den ich auch meine Nachbar_innen kennenlerne.
Pornodreh in den 90ern
Eine andere Geschichte ist der Amateur-Pornofilm aus der Hermannstrasse 48: In den 90ern befanden sich unter den Hausbewohner_innen eine kleine Gruppe aus Hobbyfilmenden und Pornodarsteller_Innen, die exzessive Szenen im Fabrikgebäude Hermannshof und vor allem in unserem Fahrstuhl drehten. Keine weiteren Details dazu…
Impressionen
Aktuelles
Termine

Kundgebung
27. Februar 2021
Vorkauf erfolgreich?! Kommt erneut mit uns auf die Straße!
Von 15 bis 17 Uhr halten wir eine Kundgebung vor unserem Haus in der Hermannstraße 48 ab.
Kommt vorbei und denkt daran, eine Maske zu tragen und Abstand zueinander zu halten.
Updates

Weiter Zittern…
Sowohl die Käuferin als auch die Verkäuferin haben Widerspruch gegen den Vorkauf eingelegt. Dieser wird nun vom Bezirk geprüft - und wir zittern weiter...
Wir sind Drittkäufer*in!
Gute Nachrichten: Der Bezirk übt das Vorkaufsrecht zu unseren Gunsten aus! Wir selbst sind die Drittkäufer*innen. Hundertprozentig sicher ist das Ganze leider noch nicht. Mehr dazu bald!
Redebeiträge zum Nachlesen
Wir haben euch die Redebeiträge von unserer Kundgebung zum Nachlesen hochgeladen. Ihr findet sie im Abschnitt Presse!
Danke für Euren Support!
Wow! Trotz klirrender Kälte sind mehrere hundert Menschen zu unserer Kundgebung gekommen, um sich solidarisch zu zeigen. Wir freuen uns sehr über den Support! Danke!
Wir haben eine Kundgebung angemeldet
Am Samstag, den 16.01.2021 um 15 Uhr werden wir vor unserem Haus gegen Verdrängung demonstrieren. Kommt vorbei und unterstützt uns!
Vernetzung
Gestern fand unsere erste Hausversammlung (im digitalen Raum) statt. Wir haben uns gegenseitig zum Thema Vorkaufrecht informiert, auf den neuesten Stand der Geschehnisse gebracht und weitere Schritte diskutiert, die nun in verschiedenen Arbeitsgruppen angegangen werden.
Presse und Kontakt

Redebeiträge
Die Redebeiträge unserer Kundgebung zum Nachlesen als PDFs.

Kontakt
Email-Adresse für Presse-Anfragen:
presse@h48bleibt.org
Email-Adresse für sonstige Fragen:
h48@h48bleibt.org